Das Bauhaus vor dem Bauhaus – ein Sinnbild des Aufbruchs: verblüffend innovativ, klar und konsequent in jedem Motiv. Das Fagus-Werk in Alfeld – 1911-14 von Walter Gropius und Adolf Meyer errichtet – ist Ausgangspunkt und Beginn der modernen Bewegung in der Architektur des 20. Jahrhunderts, mehr als ein Jahrzehnt vor dem Bauhausensemble in Dessau, 1925-26 ebenfalls von Gropius entworfen.
Der Architekt Adolf Behne bezeichnete in seinem 1926 erschienenen Buch „Der moderne Zweckbau“ die Alfelder Schuhleistenfabrik aus gestalterischer und sozioökonomischer Sicht als „die modernste, die vorbildliche deutsche Fabrik vor dem Kriege“. Winfried Nerdinger urteilte 1985: „Der Geniestreich des jungen Gropius übertrifft an architektonischer Kühnheit und künstlerischer Innovation nahezu alle Bauten vor dem Ersten Weltkrieg und ist in seiner Bedeutung für die gesamte Architektur des 20. Jahrhunderts gar nicht hoch genug einzuschätzen.
Wenn aus Deutschland mit dem Fagus-Werk eine exemplarische Stätte von Arbeit und Produktion sowie mit dem Bauhausensemble in Dessau ein bahnbrechender Ort der Ausbildung und schließlich mit den Berliner Siedlungen der zwanziger Jahre aufsehenerregende Stätten des Wohnens in die Liste des UNESCO- Weltkulturerbes aufgenommen wurden, dann ist dieses Dreigestirn der Kulturschöpfungen für das Verständnis des 20. Jahrhunderts von eminenter Bedeutung.
„Es liegt etwas Erhabenes in dieser mühelosen Beherrschung von Material und Gewicht. Niemals seit der Ste. Chapelle und dem Chor von Beauvais hat die menschliche Baukunst derart über die Materie triumphiert.“
Nikolaus Pevsner, 1949/1957