Das Wiederaufgreifen historischer Bebauung und straßenräumlicher Gefüge in einer Stadt ist eine Idee des Heimatschutzes. 1897 wurde der Begriff durch Ernst Rudorff geprägt.
Die Bürgerh.user in der Altstadt von Duderstadt veranschaulichen die Geschlossenheit eines gewachsenen alten Stadtkerns. Die Gebäude wurden jedoch erst 1911/12 im Zuge eines Wiederaufbauprojekts neu errichtet mit dem Ziel, eine behagliche Atmosphäre zu vermitteln. Nach einem Brand erhielt der Architekt Wilhelm Freiherr von Tettau den Auftrag, die zerstörten Quartiere unter Verwendung lokaler Materialien und Formen so wieder aufzubauen, dass sich diese harmonisch in das Stadtbild einfügen.
Die Welle der Technisierung und die als „Scheußlichkeiten“ empfundenen Zweckbauten wurden von damaligen Zeitgenossen als „Überforderung“ empfunden. Die Heimatschutzbewegung fürchtete die Veränderung des Heimatbildes. Die behutsame Gestaltung der Landschaft und der gesamten Umwelt durch den Menschen stand deshalb im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Erweitert wurden diese Bestrebungen durch baupflegerische Absichten: Es galt, das wesentlich „Alte“ zuschützen, indem man das „Neue“ verhinderte oder an das „Volkstümliche“ anpasste.
„Nicht genug aber, dass der Bestand an alten Gebäuden in rascher Abnahme begriffen ist, dass charaktervolle Straßen und Plätze mit hässlichen Neubauten durchsetzt werden, oder dass reizvolle altertümliche Häuser durch geschmacklose Reparaturen, durch Einsetzen unpassender großer Fensterscheiben, riesenhafter Ladenschaufenster mit Eisenträgern entstellt werden, auch für die Entwertung dessen, was an und für sich unverändert übrig geblieben ist, sorgt das moderne Leben in unzähligen Formen.“
Ernst Rudorff, 1897