Etelsen, der 1899 vorgelegte Entwurf des Herzoglichen Promenadeninspektors Friedrich Kreiß für den Park des Gutes weist in reiner Art das auf, was in der Fachwelt als „landschaftliche Gestaltung im gemischten Stil“ bezeichnet wird. Mit dem Zirkel verfasste Wegeschwünge und bunten Teppichen gleichende Wege sind das Charakteristikum dieser Anlage (Privatbesitz).
Kirchrode, der Landhausgarten Ruhland des Fabrikanten Fritz Beindorff, nach einem Entwurf von Stadtgartendirektor Julius Trip, sah noch in typischer Manier der Zeit um 1900 eine landschaftlich gestaltete Partie zur Erholung und Erbauung sowie ein regelmäßig erschlossenes Nutzgartenquartier vor (NLD).

„Die bisher ganz unbehelligten Gartenfachleute nahmen es aber gewaltig übel, als einige Künstler neue Forderungen für die Gestaltung unserer Gärten aufstellten, vor allen Dingen, daß es ‚Nichtfachleute‘ waren, welche an dem Dogma des landschaftlichen Gartens zu rütteln wagten.“

Adolf Rauchheld, 1912

Haneworth bei Lamstedt, die Gestaltung des Königlichen Gartendirektors Georg Hölscher 1914 für das Gut ist deutlich am „Englischen Reformgarten“ orientiert und stellt das Wohnhaus als Bezugspunkt heraus. Das Landschaftliche klingt noch in der Formensprache an, doch tritt hier bereits etwas Formales in den Vordergrund und der weit geschwungene Bogen ist verschwunden (Privatbesitz).
„Entwurf zum Rathauspark in der Masch zu Hannover“ aus dem Jahr 1900 von Stadtgartendirektor Julius Trip. Die spätlandschaftliche Gestaltung dient insbesondere dem Herausheben von zwei repräsentativen öffentlichen Gebäuden, dem Neuen Rathaus und dem damaligen Provinzial Museum, durch Schaffung einer künstlichen Landschaft, die zur reinen Kulisse wurde (Stadt Hannover).

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kündigte sich ein Wandel in der Gartenkunst an. Der Überdruss hinsichtlich ewig gleicher, idealisierter Landschaftsbilder und geänderte Nutzungsinteressen führten zur Entwicklung neuer Gestaltungsprinzipien. Das Formale, so genannte „Architektonische“ trat in den Vordergrund und bot eine Basis für variantenreiche Gartenszenerien und neue Raumkonzepte. Die Verbindung von Haus und Garten wurde wieder intensiver – der Garten wurde zum Ort individueller Nutzung.

Im heutigen Niedersachsen war ein erster Höhepunkt zur Etablierung einer neuen Gartenkunst die Ausstellung „Der Garten“ im Sommer 1911 in Oldenburg. Basierend auf einer Zusammenarbeit von Baurat Adolf Rauchheld und Hofkunsthändler Carl G. Oncken wurden 370 Originalentwürfe von zeitgenössischen Gartenkünstlern wie Harry Maasz, Friedrich Gildemeister, Christian Roselius, Johannes Paul Großmann und Leberecht Migge präsentiert. Hieraus gingen ehrgeizige Projekte wie die bahnbrechende Gestaltung des Stadtparks von Rüstringen – heute Wilhelmshaven – hervor. Als neue Mitte der jungen Stadt entstand ab 1914 auf einer Fläche von über 100 Hektar ein Volkspark nach Plänen des Gartenkünstlers Leberecht Migge. Neben zentralem Kanal als prägendes Rückgrat sah die Planung zahlreiche Angebote zur individuellen Freizeitbeschäftigung vor.

Rüstringen – heute Wilhelmshaven –, mit dem Entwurf von 1914 für den Stadtpark des Gartenkünstlers Leberecht Migge wird das Neuartige der Gestaltung durch die Gliederung der Fläche und die Zuordnung von Nutzungen für einzelne Bereiche dem Betrachter sofort deutlich. Der Park dient nicht mehr ausschließlich einer passiven Unterhaltung, sondern steht zur individuellen Betätigung zur Verfügung (Stadt Wilhelmshaven).
Goslar, Paul Schultze-Naumburg gliederte den Garten des Fabrikanten Friedrich Borchers 1922 nach Nutzungen. Er schuf für diese einzelne Räume und entwickelte für den gesamten Garten eine verbindende Formensprache. Anstatt sich schlängelnder Wege und landschaftlicher Anmutungen charakterisieren hier architektonische Formen das Erscheinungsbild (Stadtarchiv Goslar).
Nach oben scrollen