„Die bisher ganz unbehelligten Gartenfachleute nahmen es aber gewaltig übel, als einige Künstler neue Forderungen für die Gestaltung unserer Gärten aufstellten, vor allen Dingen, daß es ‚Nichtfachleute‘ waren, welche an dem Dogma des landschaftlichen Gartens zu rütteln wagten.“
Adolf Rauchheld, 1912
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kündigte sich ein Wandel in der Gartenkunst an. Der Überdruss hinsichtlich ewig gleicher, idealisierter Landschaftsbilder und geänderte Nutzungsinteressen führten zur Entwicklung neuer Gestaltungsprinzipien. Das Formale, so genannte „Architektonische“ trat in den Vordergrund und bot eine Basis für variantenreiche Gartenszenerien und neue Raumkonzepte. Die Verbindung von Haus und Garten wurde wieder intensiver – der Garten wurde zum Ort individueller Nutzung.
Im heutigen Niedersachsen war ein erster Höhepunkt zur Etablierung einer neuen Gartenkunst die Ausstellung „Der Garten“ im Sommer 1911 in Oldenburg. Basierend auf einer Zusammenarbeit von Baurat Adolf Rauchheld und Hofkunsthändler Carl G. Oncken wurden 370 Originalentwürfe von zeitgenössischen Gartenkünstlern wie Harry Maasz, Friedrich Gildemeister, Christian Roselius, Johannes Paul Großmann und Leberecht Migge präsentiert. Hieraus gingen ehrgeizige Projekte wie die bahnbrechende Gestaltung des Stadtparks von Rüstringen – heute Wilhelmshaven – hervor. Als neue Mitte der jungen Stadt entstand ab 1914 auf einer Fläche von über 100 Hektar ein Volkspark nach Plänen des Gartenkünstlers Leberecht Migge. Neben zentralem Kanal als prägendes Rückgrat sah die Planung zahlreiche Angebote zur individuellen Freizeitbeschäftigung vor.