Unter Verwendung von gebrannten Ziegeln ließ Conrad Wilhelm Hase die Hannoversche Architekturschule seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zu einem Zentrum der neugotischen Baukunst in Norddeutschland aufblühen.
Mit immer größerer Perfektion stellte man Formsteine, farbige Glasuren und Zierwerk her. Gleichzeitig entstand eine immer präzisere Historiografie der Architektur, die als bürgerliches Bildungsgut den neugotischen Schaffensdrang bereicherte. Die mit der Industrialisierung aufsteigende, nach Freiheit strebende Bürgerschicht sah in der idealisierten Stadt des Mittelalters einen kulturellen Bezugspunkt. Deren gotische Architektur gab ihrem Ideal die architektonische Form.
Die Vielzahl neugotischer Gebäude verlieh besonders den rasant wachsenden Städten ein neues „historisches“ Gepräge. Das Spektrum reichte vom Rathaus bis zum Industriebau, von der Krankenanstalt bis zu ganzen Wohnzeilen der Gründerzeit. Zusammen mit den später aufgegriffenen historistischen Stilen findet man die neugotische Ziegelarchitektur kontinuierlich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges.