Wachsende Kritik an der versteinerten Stadt mit ihren Mietskasernen ließ den Wunsch nach mehr Licht, Luft und Sonne aufkommen.
Um die Jahrhundertwende wurden die schlechten hygienischen Verhältnisse der Städte, als Kehrseite des gründerzeitlichen Baubooms, immer deutlicher. Die Reaktionen darauf waren vielschichtig. So wurde 1902 nach englischem Vorbild die Deutsche Gartenstadt- Gesellschaft gegründet. In den Großstädten bildeten sich Baugenossenschaften, die neue Reformwohnungsmodelle entwickelten. Und unter dem Einfluss des Buchs „Das englische Haus“ von 1904 entstanden vor den Toren der Städte Landhäuser für eine betuchte Klientel.
Auch das Raumverständnis erlebte einen Wandel. In Abkehr vom kaiserzeitlichen Städtebau mit auf Repräsentationswirkung angelegten Achsen und Plätzen setzten sich die vom Wiener Architekten Camillo Sitte entwickelten Ideen einer malerischen Stadtbaukunst allmählich durch. Geschwungene Wegeführungen, die Berücksichtigung der lokalen Topografie und der Hang zur Asymmetrie sind ihre Merkmale. Ebenso lösten sich die Fassadengestaltungen von Schnörkeln und Ornamenten und entwickelten durch die bewusste Komposition von Baumassen und gliedernden Elementen wie Giebeln und Erkern ein bewegtes Erscheinungsbild.
„Dieselbe Sachlichkeit, die wir in der Gestaltung des Hauses bemerken, ist in seiner Stellung auf dem Gelände und seiner Stellungnahme zur umgebenden Natur zu beobachten. Innige Anpassung an die Natur mit dem Bestreben, Garten und Haus zu einem einheitlichen, eng verschmolzenen Ganzen zu machen, ist das Ziel.“
Hermann Muthesius, 1904