Oldenburg, Hauptbahnhof, Empfangshalle, 1915 (Ulrich Knufinke, NLD).
Isernhagen, Villa Haghof, Vorhalle, 1909 (NLD).

„Kann uns das Leben freuen? Es ist so alt/ und fad. Man muss die Zeit erneuen. Die Jugend ruft/ zur That. Doch nicht mit Brand und Messern wird/ diese Welt kuriert, Schmerzlos kann man sie bessern, wenn/ man sie stilisiert.“

Bruno Paul, Gedicht für die Zeitschift „Simplicissimus“, 1897

Oldenburg, Hauptbahnhof, Empfangshalle, 1915 (Ulrich Knufinke, NLD).
Hannover, Kachelofen, um 1900 (Reiner Zittlau, NLD).
Braunlage, Sanatorium Dr. Barner, Damenzimmer, 1905-14 (Stiftung Sanatorium Dr. Barner, Archiv).

Der Jugendstil mit seinen verschiedenen regionalen Ausprägungen erscheint wie ein Mittler zwischen den konservativen Bewegungen des 19. Jahrhunderts und den folgenden bahnbrechenden Neuerungen.

Die Kurzlebigkeit des Jugendstils, von circa 1890-1910, ist ebenso ein Charakteristikum wie seine Konzentration auf das Bauornament und die Inneneinrichtung. Mit stilisierten Naturformen – Wellen, florale Elemente –, mit geometrischen und asymmetrischen Akzenten wurden Fassaden und Innenräume durchformt und setzten sich damit sehr individuell von der Vergangenheit ab. Der gezielte und spielerische Einsatz moderner Materialien wie großflächige Verglasungen und dynamisch-filigrane Eisenkonstruktionen verstärkten diesen Effekt. Die architektonische Leichtigkeit und eine gewisse formale Reduktion bereiteten die Schlichtheit des Neuen Bauens der 1920er Jahre vor.

Das Gebiet des heutigen Niedersachsen war keine Kernregion des Jugendstils. Als ornamentale Fassadenkunst an Villen und Mietshäusern sowie in etlichen Ausstattungen privater und – selten – öffentlicher Bauten finden sich aber in vielen Orten vom Jugendstil geprägte Bauten.

Braunschweig, Gaußbrücke, um 1900 (Ulrich Knufinke, NLD).
Hildesheim, Butterborn 30, Wohnhaus, 1903 (NLD).
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