Im 19. Jahrhundert wuchsen die Städte über ihre jahrhundertealten Grenzen hinaus – auch im heutigen Niedersachsen.
Die großflächigen, klar gegliederten Erweiterungen des späten 19. Jahrhunderts prägten die urbane Entwicklung oft bis weit ins 20. Jahrhundert.
Achsen und breite Boulevards bildeten Figuren aus geraden Straßen und geometrisch angelegten Plätzen. Einheitliche Blockrandbebauungen versprachen eine größere Ordnung, als sie in den mittelalterlichen Stadtgrundrissen möglich war. Ein Beispiel ist die Erweiterung Braunschweigs nach einem Plan des dortigen Stadtbaurats Ludwig Winter, dessen Vorgaben für rund 50 Jahre wirksam blieben. Das so genannte östliche Ringgebiet mit der Jasperallee als Boulevard spiegelt bis heute die gründerzeitlichen Vorstellungen repräsentativer Planung.
Besonders die Ansiedlung von Industrie ließ kleinere Städte wie Peine immens anwachsen und verwandelte deren Bild. Mit dem Ausbau des preußischen Marinestandorts Wilhelmshaven auf strengem, funktionalem Rastergrundriss fand eine der wenigen Stadtneugründungen des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen statt.