„Kunst und Volk müssen eine Einheit bilden. Die Kunst soll nicht mehr Genuß weniger, sondern Glück und Leben der Masse sein.“ Gefordert wird u.a. die „Beseitigung der künstlerisch wertlosen Denkmäler sowie aller Bauten, deren Kunstwert im Mißverhältnis zu dem Wert ihres anders brauchbaren Materials steht.“ Programm des Arbeitsrats für Kunst, März 1919, u.a. unterzeichnet von Walter Gropius, Bruno Taut, Heinrich Tessenow, Hans Poelzig und der Kestner-Gesellschaft Hannover
1919 wurde in Weimar die Verfassung der Republik verabschiedet, kurz nachdem dort das Bauhaus gegründet worden war – die politische Revolution fand ihren Abschluss, die gestalterische nahm Fahrt auf.
Die Niederlage im Weltkrieg und das Ende des Kaiserreichs im November 1918 bedeuteten einen tiefen Einschnitt. Nach der Revolution und ihren Wirren entstand 1919 die von rechts und von links angefeindete Weimarer Republik.
Die Phase der Revolution war eine Zeit der künstlerischen und weltanschaulichen Utopien: Architekten, Künstler und Intellektuelle, die sich zum „Arbeitsrat für Kunst“ zusammenschlossen, sahen im Ende des Kaiserreichs das Signal für einen radikalen sozialen und künstlerischen Umbruch. Aus den Erfahrungen des Krieges musste doch ein „neuer Mensch“ in einer neuen Gesellschaft hervorgehen! Und der neue Mensch brauchte neue Häuser, neue Städte …
Die Gründung des Staatlichen Bauhauses in Weimar als Schule für Kunst und Gestaltung war mit entsprechend hohen Erwartungen verbunden: Handwerker, Künstler und Architekten sollten in einem utopischen „Bau“ die neue Gesellschaft formen. Walter Gropius‘ Bauhaus-Manifest vom April 1919 ist damit auch ein Text der visionären Literatur und Kunst des Expressionismus, ähnlich wie Bruno Tauts Buch „Die Stadtkrone“ aus demselben Jahr. Auch wenn sich die am Bauhaus gelehrte Formensprache weiterentwickeln sollte, blieb der revolutionäre Ansporn wirksam und trägt bis heute zur Faszination dieser Schule bei.