Die Motive, aus denen der kaum dreißigjährige Walter Gropius die Architekturinnovation des Fagus-Werkes in Alfeld gestaltete, waren ihm um 1910 aus den damaligen Metropolen der Architekturentwicklung hinlänglich bekannt. Sie gedanklich in Einzelteile zu zerlegen, in neuer Komposition wieder zusammenzusetzen und sachlich-klar zu gliedern, war seine bahnbrechende, geradezu geniale Idee.
Dies gelang ihm zum Beispiel, indem er fast nur schlichte, umso strenger ausgebildete kubische Formen verwandte. Oder indem er einen asymmetrisch angeordneten Risalit an der Stirnseite des Hauptgebäudes verkürzte. Oder äußeren Bauschmuck und zeittypische Gliederungselemente gezielt negierte. Zum Beispiel auch, indem er die geschossübergreifenden Fensterbahnen konsequent vor die Wand zog und die tragenden Pfeiler dazwischen anböschte. Und indem er, ebenso gegen die Regeln der Tradition, die tragende Konstruktion hinter den transparenten Ecken verschwinden ließ.
Mit seiner neuen Komposition gelang ihm die Initialzündung zu dem wenig später weltweit wahrgenommenen Stilwandel der Architektur. Alfeld in Niedersachsen ist die Stadt, in der das Jahrhundert der architektonischen Moderne aufblühte.
„Ornamentlosigkeit ist ein Zeichen geistiger Kraft.“
Adolf Loos, 1908