Braunschweig, Industrie- und Handelskammer, 1907-10 von Georg Lübke (Jan Lubitz, NLD).
Hannoversch Münden, Böttcherstraße, Gymnasium, 1899 von K. Schacht (NLD).
Oldenburg, Poststraße, ehemalige Oberpostdirektion, 1900-1902 von Hake + von Rechenberg (Torsten Gohlisch, NLD).
Cuxhaven, Deichstraße, Amtsgericht, 1902-04 (NLD).
Hannover, Callinstraße, Chemisches Institut der Technischen Hochschule, 1906-09 von Thür + Ebel (Reiner Zittlau, NLD).

So wie die Menschen der Renaissance die Kultur der Antike entdeckt hatten, so sollte die Neurenaissance die Architektur des 16. Jahrhunderts wiederbeleben.

Für die Herausforderungen der Industriegesellschaft versprach man sich von ihr einen gestalterischen Innovationsschub: Rückblick als Chance zur Wiederbelebung und Erneuerung, wie vier Jahrhunderte zuvor. Das war eine der kulturellen Perspektiven des Bildungsbürgertums, gerade angesichts der angestrebten Reichseinigung ab den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Vielfalt der Renaissancearchitektur war durch Reiseliteratur und Kunsthistoriografie bekannt geworden. Eine eigene Anschauung davon verschafften sich Architekten und Bauherren, indem sie selbst auf Reisen gingen.

Nicht nur italienische Vorbilder lassen sich in Niedersachsen entdecken. Dächer von Loireschlössern, Giebel der Weserrenaissance oder der deutschen Küstenstädte tauchen als Motive ebenso auf wie sächsische Gewölbe- und Prager Fensterformen. Sie versprachen Wiedererkennungseffekte oder gaben intellektuelle Rätsel auf. Öffentliche Bauten präsentierten sich so, Bankhäuser profitierten vom gestalterischen Image. Im Wohnungsbau der gründerzeitlichen Stadterweiterungen verwendete man Renaissanceelemente massenhaft als kostengünstigen und variablen Dekor.

Hannover, Emmichplatz, Villa, 1872-75 von Heinrich Köhler (Reiner Zittlau, NLD).
Hannover, Joachimstraße, ehemalige Reichsbahndirektion, 1870-72 von Friedrich Hitzig (Reiner Zittlau, NLD).
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